Einblicke in die Arbeit eines Strafverteidigers
Bekannte Rapper, Mörder und Clan-Bosse: Dieser Anwalt verteidigt unter anderem Schweste Ewa
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von lnfAndré Miegel kämpft für Fairness im Gerichtssaal - und verteidigte auch schon Rapperin Schwesta Ewa.
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André Miegel ist Strafverteidiger: Mörder und Drogenbosse vor Gericht zu vertreten ist sein Job. Im Galileo-Format "Das Verhör" dreht Reporter Jan Stremmel den Spieß um und versucht herauszufinden, wie Miegel es vertreten kann, Straftäter vor dem Gefängnis zu bewahren.
Von Schwester Ewa bis zum Drogenboss: André Miegel verteidigt sie!
Wer ist André Miegel?
André Miegel gehört zu den bekanntesten Strafverteidigern Deutschlands. Der 36-Jährige wuchs im sozialen Brennpunkt Duisburg-Marxloh auf und kam dort schon früh mit Kriminalität in Berührung. Diese Erfahrungen prägen ihn bis heute: Sie helfen ihm, sich in seine Mandanten hineinzuversetzen und eine Verbindung zu ihnen aufzubauen. Bevor Miegel Anwalt wurde, arbeitete er als Türsteher und Fitnesstrainer, ehe er sich für ein Jurastudium entschied.
Aus einem schwierigen sozialen Umfeld in Duisburg hat André Miegel es weit gebracht. Heute präsentiert er seinen Erfolg auf Instagram mit Bildern von Uhren, Autos und Anzügen. Doch das macht er nicht, um seine Mandanten zu beeindrucken, sagt er: "Dem Clan-Boss, der zu mir kommt, ist egal, ob ich eine Rolex trage." Vielmehr will er jungen Menschen ein Vorbild sein und sie motivieren, seinem Weg aus der Kriminalität zu folgen, statt den Lebensstil seiner Mandanten zu übernehmen.
Rechtsstaatlicher Schutzschild und Problemlöser
Für André Miegel ist Strafverteidigung mehr als ein Beruf – sie ist eine essentielle Stütze des Rechtsstaats. Jeder Mensch habe ein Recht auf eine faire Verteidigung, erklärt er im Interview mit Galileo-Reporter Jan Stremmel. Seine Aufgabe sieht er darin, die Beweislage der Staatsanwaltschaft kritisch zu hinterfragen: Reichen die Indizien für eine Verurteilung wirklich aus? Seine goldene Regel lautet: immer vom Zweifel ausgehen.
Die Arbeit eines Strafverteidigers ist anspruchsvoll – und teuer. Miegels Honorare variieren je nach Fall: Während kleinere Delikte mit weniger Aufwand verbunden sind, können Mord- oder Drogenprozesse schnell komplex und kostenintensiv werden. Sein Stundenlohn liegt im mittleren dreistelligen Bereich. Und die Nachfrage ist groß: Es kann auch mal vorkommen, dass er 40 Fälle gleichzeitig betreut. Nicht selten gestehen Mandanten im Gespräch auch ihre Straftaten. Das Anwaltsgeheimnis schützt diese Informationen, lässt ihm aber keinen Spielraum für Lügen vor Gericht.
Jeder habe ein Recht auf eine faire Verteidigung – das ist Miegels Credo. Er redet von Fließbandarbeit in der Justiz, die oft zulasten einer gerechten Verurteilung fällt. Warum? Das erklärt er im Galileo-Interview.
Insgesamt pflegt er einen familiären Umgang mit seinen Mandanten. Er will niemandem Vorwürfe machen – Miegel bezeichnet sich als Problemlöser.
Vorwürfe machen die sich selber schon genug
Welche Menschen verteidigt er?
"Ich hab noch nie einen Mörder gefragt, ob er’s war", sagt der Strafverteidiger. André Miegel konzentriert sich vor allem auf Mandanten aus dem organisierten Verbrechen: Gangs, Rocker, Banden. Menschen, die sich bewusst für dieses kriminelle Umfeld entschieden haben. Für ihn ist entscheidend, dass jeder das Recht auf eine Verteidigung hat – egal, wie schwer die Vorwürfe sind. Doch auch Miegel hat klare Grenzen: Sexualstraftäter wie Vergewaltiger und Kinderschänder nimmt er nicht als Mandanten an.
Ein prominentes Beispiel für seine Arbeit ist die Rapperin Schwesta Ewa, die wegen Straftaten im Rotlichtmilieu angeklagt war. Obwohl sie ins Gefängnis musste, konnte Miegel ihre Haftzeit verkürzen – unter anderem aus Rücksicht auf ihre Tochter. Für viele seiner Mandanten wird er zur Vertrauensperson, manche bleiben ihm über Jahre hinweg in Kontakt.
Wie schafft er es, Privates und Berufliches zu trennen? Auch darauf gibt André Miegel im Interview mit Galileo Antworten.