Serien-Star im Interview

Elisabeth Lanz über ihre Rolle als "Tierärztin Dr. Mertens": "Ohne Kontakt zu Tieren stumpfen wir ab"

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von teleschau - Marina Birner
Tierärztin Dr. Mertens kümmert sich um eine weiße Eule in ihrer Praxis.

Tiermedizinerin Dr. Mertens kümmert sich mit viel Herz um die Tiere in ihrer Praxis.

Bild: ARD/Steffen Junghans


Viele ihrer Kollegen sind Affen - und zwar echte Schimpansen. Schauspielerin Elisabeth Lanz begegnet am Set der ARD-Serie "Tierärztin Dr. Mertens" (13 neue Folgen, wöchentlich ab Dienstag, 18. März, 20:15 Uhr) täglich hautnah Tieren, die Kinderaugen zum Leuchten bringen.


"Tierärztin Dr. Mertens" Staffel 9 startet am 18. März um 20:15 Uhr


Hier wird "Tierärztin Dr. Mertens" gedreht

Als Kulisse der Serie dient der Zoo Leipzig mit all seinen tierischen Bewohnern - und das nun schon seit rund 20 Jahren. Elisabeth Lanz (53), die Schwester von "Der Bergdoktor"-Darstellerin Barbara Lanz, geht dabei oft ein gewisses Risiko ein. Denn: Den Tieren ist das Drehbuch herzlich egal. Wie sie eine Beziehung zu den Zoobewohnern aufbaut, gibt sie anlässlich der neuen Staffel und des anstehenden Jubiläums der 100. Folge (am Dienstag, 1. April) im Interview mit der "teleschau" preis. Nur den Text auswendig zu lernen, reiche da jedenfalls nicht. Die gebürtige Österreicherin verrät auch: Einfacher wurde es nicht. Schließlich wächst der Stapel an Auflagen zum Tier- und Artenschutz stetig. Dem kann die Mutter einer erwachsenen Tochter aber auch etwas Positives abgewinnen. Schließlich geht es doch in erster Linie um das Wohl der Tiere.

teleschau: Was ist denn Ihr Lieblingstier, Frau Lanz?

Elisabeth Lanz: Immer das, mit dem ich gerade zu tun habe. Denn beim Dreh muss ich zu jedem Tier, mit dem ich in Berührung komme, auch eine besondere Beziehung aufbauen. Aber eine Schwäche habe ich für Elefanten und Kamele. Mit diesen Tieren zu arbeiten, zählte für mich zu den absoluten Highlights am Set. Ich freue mich natürlich aber auch auf unsere weniger exotischen Tiere zu Hause: einen Hund, Katzen und meine geliebten Pferde.

Wie ist es, mit so vielen exotischen Tieren zu drehen?

Lanz: Leider wird uns die Arbeit mit Tieren auch in der Filmbranche zunehmend erschwert. Die Auflagen, an die wir uns halten müssen, werden immer umfangreicher. Wenn man bedenkt, dass wir noch vor 20 Jahren mit Braunbären mitten in der Stadt von Leipzig, direkt vor einer Schule, gedreht haben - das waren noch ganz andere Zeiten. Zwar sind viele Dinge in dieser Form heute nicht mehr möglich. Nichtsdestotrotz erzählen wir trickreich super schöne Geschichten.

Trickreich?

Lanz: Ich möchte unseren Zuschauerinnen und Zuschauern nicht die Illusion nehmen, dass wir in jeder Szene hautnah mit den Tieren zu tun haben. Denn die Verbindung zwischen Mensch und Tier ist das Besondere, das Ausschlaggebende für eine gute Geschichte. In der Arbeitsweise wird das mittlerweile allerdings stark unterbunden. Auch im Zoo selbst wird zunehmend darauf geachtet, dass Pfleger und Tier so wenig Kontakt wie möglich haben.

"Das Wohl des Tieres steht bei uns am Set immer an erster Stelle"

Wenn der Kontakt minimiert wird, sinkt dadurch nicht automatisch ihr Risiko am Set?

Lanz: Jeder Kontakt mit egal welchem Tier birgt ein gewisses Risiko. Vor allem, wenn es sich um Wildtiere handelt, die den Menschen nicht rund um die Uhr gewohnt sind. Da ist absolute Vorsicht und zu jeder Zeit Konzentration geboten. Selbst beim Dreh mit einer Katze kann jederzeit etwas schieflaufen, weil sich Tiere nicht strikt nach einem Drehbuch verhalten.

Sondern gerne mal aus der Reihe tanzen?

Lanz: Nicht unbedingt. Man muss wissen: Ein Tier will nur seine Ruhe haben. Das Wohl des Tieres steht bei uns am Set daher immer an erster Stelle. Sind wir vorsichtig und reagieren adäquat auf das Verhalten der Tiere, dann passiert auch nichts. Wenn es doch mal brenzlig wird, habe ich immer den Tiertrainer im Blick, der dann rechtzeitig eingreift. Oder dem Tier eine Pause verordnet. Wir arbeiten seit 20 Jahren oft mit denselben Tiertrainern. Wenn es ein kompliziertes Tier war, bin ich früher auch immer direkt zu den Trainern gefahren, habe die Tiere einfach kennengelernt und mir ihre Eigenheiten angeschaut. Stur auswendig lernen kann man da nichts. In erster Linie muss ich den Anweisungen des Tiertrainers folgen und mich auf das Tier einlassen.

Dafür scheinen Sie ein besonderes Händchen zu haben.

Lanz: Mittlerweile schon. Wir können keine Geschichten über Tierliebe erzählen und uns dann selbst nicht an die Umgangsformen halten. Das Tier, den Tiertrainer und mich selbst im Auge zu behalten, ist allerdings eine Kunst für sich. Da kommt es schon mal vor, dass die Crew für Schreckmomente bei unseren tierischen Protagonisten sorgt - zum Beispiel, wenn jemand die Tonangel zu ruckartig bewegt. Ich bin dann aber nicht diejenige, die da stört (schmunzelt).

"Lebewesen wie du und ich"

Ihnen liegt das Wohl der Zootiere sehr am Herzen. Auch wenn die Haltung artgerecht ist, gibt es aber Menschen, die die Zootierhaltung als Tierquälerei bezeichnen. Was sagen Sie den Kritikern?

Lanz: Ich verweise immer auf die vielen Programme, die der Zoo unter anderem zum Thema Artenschutz laufen hat. Davon abgesehen denke ich, dass vor allem diejenigen Kritik äußern, die auch die notwendigen Mittel haben, sich in Afrika die Big Five anzuschauen. Es gibt aber genug Leute, die diese Reise nicht machen können. Die würden vielleicht ein Leben lang keinen Tiger sehen?

Womit man doch leben könnte, oder?

Lanz: Natürlich, aber ich bin fest davon überzeugt, dass ein kleines Kind, das in den Zoo geht und einen Tiger sieht, eine ganz andere Beziehung zu dem Tier aufbauen kann als ein Kind, das das Tier nur aus einem Buch kennt. Das Kind, das ein exotisches Tier in natura sieht, wird von seiner Herzensentwicklung und seiner Liebe zu Tieren her eher zum Tierschützer. Wenn ich als kleines Kind im Zoo war und mich als Erwachsener daran erinnere, ist das Tier für mich anders schützenswert, als wenn ich es nie gesehen hätte. Allein die Verbindung zwischen Mensch und Tier im realen Leben macht eine besondere Form des Tierschutzes möglich - auch für zukünftige Generationen.

Wird es demnach in 50 oder 100 Jahren noch immer Tierparks geben?

Lanz: Ja, ich denke schon. Auch wenn manche sagen, die Faszination für Exotisches liege dem Menschen im Blut, geht es doch um mehr als Sensationen. Mit Zuchtprogrammen können Zoos nachweislich zum Artenschutz beitragen. Es sind schließlich Lebewesen wie du und ich, die zu unserer Welt gehören und uns Menschen auch widerspiegeln.

Weil manche Menschen stark wie ein Tiger oder groß wie eine Giraffe sind?

Lanz: Oder eben schlau wie ein Fuchs. Es gibt einen Grund, warum man Tiere mit bestimmten Attributen versehen kann. Jedes Tier repräsentiert auch eine bestimmte Emotion. Es gibt viele Parallelen zwischen Mensch und Tier, die so viel tiefer gehen, als wir auf den ersten Blick erahnen können. Je mehr Tiere aussterben, umso trivialer wird das menschliche Gefühl. Ohne Kontakt zu Tieren stumpfen wir ab.

"Ich bin eine starke Frau und fasziniert vom Fliegen"

Welches Tier berührt Sie am meisten und spiegelt Sie wider?

Lanz: Ich wäre gerne eine Mischung aus schwarzem Panther und einem Adler. Ich bin eine starke Frau und fasziniert vom Fliegen. In meinen Träumen habe ich das immer wieder geübt und praktiziert. Das erfüllt mein Herz. Im wahren Leben ist mir das leider nie gelungen (schmunzelt).

Dr. Mertens sagt zu Beginn der ersten neuen Folge, dass Sie grundlos glücklich sei und das Leben einfach genieße. Wie definieren Sie für sich Glück - im Wachzustand?

Lanz: Eigentlich genau wie meine Rolle: sich einfach zu Hause fühlen, in die Welt schauen und die Sonnenstrahlen genießen. Sich an der eigenen Bewegung, an der eigenen Lebendigkeit erfreuen und den Moment leben. Und dann sage ich: "Wow, ich bin so glücklich und dankbar."

Was war ausschlaggebend für Sie als Österreicherin, in den Raum München zu ziehen - etwa genau dieses Gefühl von Glück?

Lanz: Ganz so romantisch war der Beweggrund dann doch nicht. Viele Faktoren spielten bei dieser Entscheidung eine Rolle. Der Beruf, die Liebe, die Sehnsucht nach Natur und Stadtnähe, ohne direkt in einer Stadt zu wohnen.

München und Ihr Dreh- und Arbeitsort Leipzig - das ist allerdings nicht gerade der nächste Weg.

Lanz: Das stimmt. Aber ich fahre so oft wie möglich zu meiner Familie. Das ist für mich insofern kein großer Aufwand, als dass ich die Zugfahrten meistens zum Textlernen und Drehbuchlesen nutze. Für mich ist das geschenkte Zeit, weil ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann. Außerdem genieße ich es, die Landschaft an mir vorbeiziehen zu lassen.

Und obendrein sind Sie umweltbewusst unterwegs.

Lanz: Ja, ich bin früher schon viel Zug gefahren, auch zwischen Wien und Deutschland. Hand aufs Herz: Fliegen ist einfach umständlich und anstrengend. Mit der Bahn bin ich immer aus Bequemlichkeit gefahren, da hat man über Natur oder über den Klimaschutz noch gar nicht so viel nachgedacht. Da fährt man immer von Stadtzentrum zu Stadtzentrum, besser geht es doch gar nicht.

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"Ich reagiere allergisch auf den moralischen Zeigefinger"

Berufsbedingt beschäftigen Sie sich nun schon Jahre intensiv mit solchen Themen. In den neuen Folgen von "Tierärztin Dr. Mertens" spielt unter anderem der Generationenaustausch eine ganz wichtige Rolle. Moralischer Zeigefinger oder Aufklärung?

Lanz: Ich reagiere allergisch auf den moralischen Zeigefinger. Es ist wichtig, die richtigen Fragen zu stellen und so ein Bewusstsein für die Probleme unserer Zeit zu entwickeln. Was mir allerdings gegen den Strich geht, ist Rechthaberei. Man kann und sollte die Dinge immer aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Nur die Diskussion ebnet den Weg für Entscheidungen und Einigungen. Dieses Bewusstsein brauche ich auch in meinem Job.

Sie blicken auf eine sehr vielseitige Karriere zurück. Wie war es für Sie, eine Schwester zu haben, die in der gleichen Branche erfolgreich ist?

Lanz: Meine Schwester geht ihren eigenen Weg, mit ihren Soloprogrammen und so weiter. Da tauschen wir uns natürlich aus. Es ist schön, wenn man jemanden in der Familie hat, der den Beruf auch versteht, weil es für die Familienmitglieder oft nicht so einfach ist. Vor allem das ständige Unterwegssein oder der Blick nach innen, um Rollen zu gestalten, ist eine Nummer für sich. Schließlich muss ich in mir so flexibel sein, dass ich sowohl die Böse als auch die Gute spielen kann. Ich lerne also generell, die Welt aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, so wie meine Schwester auch.

Konkurrenzdenken ist also kein Thema?

Lanz: Nein, überhaupt nicht.

Warum mussten die Fans von Dr. Mertens zwei Jahre auf neue Folgen warten?

Lanz: Wir haben doch recht schnell nachgelegt mit den Dreharbeiten. Die Autoren müssen auch irgendwann die Drehbücher schreiben. Außerdem werden auf dem Sendeplatz in der Zwischenzeit dann eben auch andere gute Produktionen gezeigt.