Sie wollte eigentlich Ärztin werden

Aglaia Szyszkowitz spricht im Interview über neue Film-Projekte, ihre Söhne und ihre Gefühle für ihren Mann

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von teleschau - Martina Maier
Aglaia Szyszkowitz gibt zu: Sie ist gerne die Böse.

Aglaia Szyszkowitz gibt zu: Sie ist gerne die Böse.

Bild: picture alliance / Flashpic


Aglaia Szyszkowitz ist im Aufbruch: Seit kurzem in einer Ehe-Pause mit ihrem Mann, lebt sie wieder in Graz und widmet sich neben neuen Filmprojekten auch der Lehre und unterrichtet an der Kinderkunsthochschule. Ende März ist sie gleich in zwei Filmen als starke, aber auch kontroverse Frau zu sehen.

Aglaia Szyszkowitz in zwei sehr unterschiedlichen Rollen

Nun spielt die Mutter zweier erwachsener Söhne wieder einmal die Antagonistin in "Eigentlich sollten wir", einer Komödie über einen gegen Plastikspielzeug rebellierenden Familienvater (Mittwoch, 26. März, 20:15 Uhr, im Ersten), außerdem ist sie neben unter anderem Janina Fautz am Sonntag, 30. März, 20:15 Uhr, im ZDF-"Herzkino"-Film "Zimmer im Grünen - Herzenswege" zu sehen.


"Eigentlich sollten wir" im ARD-Livestream auf Joyn


Ein Plädoyer gegen Plastik

teleschau: In "Eigentlich sollten wir" geht es um die Themen Nachhaltigkeit, zu viel Plastik und Umweltschutz. Wie ist Ihr eigener Umgang damit?

Aglaia Szyszkowitz: Die Umwelt zu schützen hat sich in meinem Alltag automatisiert. Ich finde, wir können nicht genug tun, um unser wertvolles Gut - den Boden, auf dem wir leben, die Luft, die wir atmen und das Wasser, das wir in diesen Breitengraden aus der Leitung trinken dürfen - zu schützen. Vor vier Jahren hatte ich ein Schlüsselerlebnis, als ich in Italien im Urlaub in einer wunderschönen Bucht war und plötzlich durch einen Teppich von Plastik geschwommen bin.

Wie ging es Ihnen damit?

Szyszkowitz: Obwohl man immer davon hört, habe ich mich sehr erschrocken, weil ich merkte, dass unsere Umwelt davon total kaputtgemacht wird. Plastik zu vermeiden, sollte eigentlich gar nicht mehr erwähnt werden müssen, es sollte selbstverständlich sein. Leider gibt es immer noch viele Menschen, die über die Auswirkungen von Umweltverschmutzung nicht nachdenken. All das greift der Film auf.

Warum spielen Sie so gerne die Figuren, die man eigentlich nicht mag?

Szyszkowitz: Es ist spannend, eine Frau zu spielen, die gnadenlos darauf aus ist, Geld zu verdienen und dabei bereit ist, über Leichen zu gehen. Das reizt jede:n Schauspieler:in, weil man sich dabei so aufführen kann, wie man es normalerweise nie täte. Lügen, betrügen, berechnend und verlogen, eiskalt und gierig bemühen wir uns ja im echten Leben möglichst nicht zu sein. In Wahrheit steckt aber natürlich all das in uns!

Eisbaden gegen Stress

Wie gehen Sie mit Stress und schwierigen Zeiten um?

Szyszkowitz: Aktiv hilft mir die Natur und der Sport, um den Kopf frei von schweren Gedanken zu bekommen. Bewegung ist ein gutes Mittel gegen schlechte Stimmung. Und ich gehe leidenschaftlich gern Eisbaden in Gebirgsbächen und Seen. Und wenn es meine Zeit zulässt, dann reise ich auch gerne.

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Aglaia Szyszkowitz wollte eigentlich Ärztin werden

Ihr Vater war Chirurg, und auch Sie haben zunächst Medizin studiert. Wollten Sie ganz bewusst in seine Fußstapfen treten?

Szyszkowitz: Ja. Aber ich wäre auf keinen Fall Chirurgin geworden, sondern Kinderärztin. Das macht jetzt zu meiner großen Freude mein Sohn. Meine berufliche Umorientierung fand aber tatsächlich im Krankenbett statt.

Was ist passiert?

Szyszkowitz: Als ich mit 19 Jahren mit einer heftigen Hepatitis-Infektion längere Zeit im Krankenhaus verbringen musste, vertrieb ich mir die Zeit mit Büchern und Theaterstücken. Damals fasste ich den Entschluss, wenn ich hier rauskomme, will ich auf die Schauspielschule. Es folgte die positiv absolvierte Aufnahmeprüfung, und meine Karriere nahm ihren Lauf.

Haben Sie es jemals bereut, Ihre Medizinkarriere nicht weiter verfolgt zu haben?

Szyszkowitz: Nein, wenn du einmal anfängst, ist es wie eine Sucht. Gerade wenn du damit Erfolg hast, kannst du gar nicht mehr loslassen. Die Vielseitigkeit dieses Berufs ist wunderbar. Wenn man aktiv und offen ist, dann ergeben sich viele neue Chancen. Gerade plane ich zum Beispiel, an der Universität Graz Schauspiel zu unterrichten.

Ein Bandscheibenvorfall legte ihre Karriere auf Eis

Sie hatten vor einiger Zeit einen Bandscheibenvorfall. Haben Sie sich Sorgen gemacht, Ihren Beruf als Schauspielerin dauerhaft nicht mehr ausüben zu können?

Szyszkowitz: Na klar, jeder macht sich Sorgen, ob er nach so einem einschneidenden Ereignis seinen Beruf noch ausüben kann.

Wie haben Sie es geschafft, wieder in ihren Beruf zurückzukehren?

Szyszkowitz: Ich habe das mit viel Disziplin und Hartnäckigkeit selbst, durch konsequenten Sport wie Schwimmen und mit Physiotherapie wieder gut hingekriegt.

Wie bekommt Aglaia Szyszkowitz Familie und Beruf unter einen Hut?

Sie waren bereits als Schauspielerin tätig, als ihre Söhne noch sehr klein waren. Wie haben Sie Beruf und Familie in Einklang gebracht? 

Szyszkowitz: Ich habe die Kinder sechs Jahre lang immer mitgenommen, bis sie in die Schule kamen. Das waren immer wunderbare Reisen und Aufenthalte. Ich hatte tolle Kinderfrauen, teilweise waren auch meine Mutter, meine Cousine oder meine Schwester dabei. Und ich hatte das große Glück, einen Mann zu haben, der mir komplett den Rücken freigehalten hat.

Wie stehen Sie heute zu ihm - ist nach der Liebe noch eine Freundschaft geblieben?

Szyszkowitz: Na klar, beides. 33 Jahre Zusammensein, da entsteht die innigste Freundschaft überhaupt, und das eine schließt das andere ja nicht aus. Es verändert sich etwas, aber das ist der natürliche Lauf der Zeit und gut so.

"Ich bin ein totaler Familienmensch!"

Sie sprachen vom Reisen. Vor einiger Zeit waren Sie in "Kreuzfahrt ins Glück" zu sehen. Ist es die Art von Urlaub, die Sie privat ...

Szyszkowitz: (unterbricht) Auf keinen Fall. Kreuzfahrtschiffe sind eine Katastrophe für die Umwelt, abgesehen davon kann ich schlecht stillsitzen und fühle mich auf so einem Schiff schnell eingesperrt. Ich reise viel lieber so, wie es mein älterer Sohn gerade quer durch Südamerika praktiziert. Individuell, mit Bus oder Leihwagen, querfeldein und spontan.

Der eine studiert Medizin, was macht Ihr anderer Sohn?

Szyszkowitz: Der studiert European Studies in Bologna und beschäftigt sich dabei mit Politikwissenschaften, Soziologie und Jura. Er ist auch schauspielerisch begabt und spielt immer mal wieder, hat sich aber dagegen entschieden, es zum Beruf zu machen.

Wie haben Sie seine Entscheidung aufgenommen?

Szyszkowitz: Gut. Wie bei allen anderen Müttern steht das Glück und die Wünsche der Kinder im Vordergrund.

Haben Sie engen Kontakt zu Ihren Söhnen?

Szyszkowitz: Ja, sehr engen. Ich bin ein totaler Familienmensch und freue mich immer, wenn meine beiden Söhne um mich sind und wir gemeinsam Zeit verbringen. Die beiden sind sehr witzig und haben einen guten Humor, sodass immer viel gelacht wird, wenn sie da sind. Auch deren Freund:innen sind bei uns immer willkommen.

Aglaia Szyszkowitz in "Zimmer im Grünen": Darauf können sich die Fans freuen

Ende März kommt noch ein weiterer Film mit Ihnen, "Zimmer im Grünen". Was können Sie uns davon erzählen?

Szyszkowitz: Janina Fautz spielt darin eine Frau, die gerade in ihr eigenes Leben aufbrechen will und dann erfährt, dass ihr Vater schwer erkrankt ist. Also kehrt sie zurück in ihr Heimatdorf und trifft dort auf die zweite Frau dieses Mannes, mit der sie sich überhaupt nicht versteht. Und das bin ich.

Das klingt sehr spannend! Spielen Sie diesmal eine Sympathieträgerin?

Szyszkowitz: Naja, ich würde mal sagen: Ich kämpfe um meine Rechte, diesmal aber auf sehr anständige Art und Weise. Wie im wahren Leben eben auch. Brust raus und Nase in den Wind, mutig und voller Neugierde auf das, was die Zukunft bringt - klingt doch sympathisch, oder?