ESC 2025: "Ganze Nation beleidigt!" Italienischer Politiker fordert Estlands Ausschluss

Das hatte sich Tommy Tammemets, so heißt Tommy Cash bürgerlich, wohl anders vorgestellt. In seiner estnischen Heimat kam sein Fun-Song "Espresso Macchiato" sehr gut an. In Italien aber löste das eingängige Liedchen einen Skandal aus. Viele Italiener fühlen sich persönlich und die italienische Kultur beleidigt.

Gian Marco Centinaio, der Vizepräsident des italienischen Senats, forderte sogar Estlands Ausschluss aus dem Wettbewerb. "Wer Italien beleidigt, muss der Eurovision fernbleiben", verlangte der Abgeordnete der Rechtspartei Lega.

Estlands ESC-Beitrag "Espresso Macchiato": Ein Lied voller Klischees

Der Verbraucherschutzverband Codacons blies ins selbe Horn und kündigte, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtete, offizielle Beschwerde bei der Europäischen Rundfunkunion (EBU) an. Der Song zeichne ein "verzerrtes und beleidigendes Bild" von Italien. Ein Argument des Verbraucherschutzverbandes: "Wenn Lieder mit sexistischem Inhalt ausgeschlossen wurden, wäre es dann nicht auch angemessen, ein Lied auszuschließen, das eine ganze Kultur beleidigt?"

Tatsächlich verwurstet Tommy Cash in seinem Song jede Menge italienische Begriffe und Klischees. Spaghetti, Espresso, Mafiosi, alles packt er in ein Lied, das aus zwei kurzen Strophen und ansonsten sehr viel Refrain besteht. Kaum 20 Zeilen Text, aber die sorgen in Italien für Empörung. Cash singe in "furchtbarem Italienisch" über jemanden, der nur durch Kaffeetrinken und "Schwitzen wie ein Mafioso" reich geworden sei, echauffierte sich Politiker Centinaio und rief den Künstler auf: "Er sollte nach Italien kommen, um zu sehen, wie anständige Leute arbeiten, bevor er sich erlaubt, solche dummen Lieder voller Klischees zu schreiben."

Offizielle Beschwerde beim ESC-Veranstalter angekündigt

"Ciao bella, I'm Tommaso, addicted to tobacco / Mi like mi coffe very importante /No time to talk, scusi, my days are very busy / And I just own this little ristorante" und "Mi like to fly privati with twenty-four carati / Also mi casa very grandioso / Mi money numeroso, I work around the clocko / That's why I'm sweating like a mafioso" lauten die beiden Strophen, die halb Italien entsetzten.

Übersetzt etwa: "Hi, ich bin's, Tommaso, ich bin süchtig nach Tabak / Mir ist mein Kaffee sehr wichtig / ich hab keine Zeit mich zu unterhalten, weil ich so viel zu tun hab / und mir gehört dieses kleine Restaurant" und "Ich flieg gern im Privatjet mit 24 Karat / auch mein Haus ist sehr groß / Ich hab viel Geld, ich arbeite rund um die Uhr / deshalb schwitze ich wie ein Mafioso."

So sauer viele Italiener sind: Der Hype tut dem Lied gut. Bei Youtube wurde das Stück bereits 3,8 Millionen Mal aufgerufen. Das ist ziemlich ordentlich. Tommy Cash würde dazu wohl sagen (wie er es im Vor-Refrain auch tut): "Life is like spaghetti, it's hard until you make it" - "Das Leben ist wie Spaghetti, es ist hart, bis du es schaffst." Und den aufgebrachten Kritikern jenseits der Alpen empfiehlt er auch gleich noch was: "No stresso, no stresso, it's gonna be espresso."

Bei Italiens eigenem ESC-Beitrag hatte kürzlich der Sanremo-Sieger, der das Land traditionell dort vertritt, freiwillig verzichtet. Wer Deutschland in Basel vertreten wird, entscheidet sich noch.