Ein Mann mit vielen Facetten

Hugh Grant: Vom Frauenschwarm zum Serienkiller

Veröffentlicht:

von Annalena Graudenz
Die Wandlung von Hugh Grant lässt sich bei einem Vergleich seiner Rollen in "Nothing Hill" und "Heretic" widerspiegeln: Der Romantiker wird zum Psychopathen.

Hugh Grants Wandel seit "Notting Hill" zeigt sich besonders eindrucksvoll im Vergleich zu seiner neuesten Rolle als Psychopath in "Heretic".

Bild: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Kimberley French | picture alliance / Collection Christophel / Prod DB | NZ


Er ist der Inbegriff des britischen Charmes, bekannt für sein verschmitztes Lächeln und seine Rollen als hoffnungsloser Romantiker. Hugh Grant erobert seit den 90er-Jahren die Herzen der Zuschauerinnen - doch in den letzten Jahren hat sich sein Image drastisch gewandelt.

Hugh Grant schafft, was die wenigstens können: Mit seinem trockenen Humor und britischem Charme punktet er generationsübergreifend. In den 1990er-Jahren feiert er seinen Durchbruch in der Rolle des hoffnungslosen Romantikers. In "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" findet er 1994 international Anerkennung und ist ab da regelmäßig in Liebesfilmen zu sehen.

"Notting Hill" folgt 1999 und gehört bis heute zu den beliebtesten romantischen Komödien. Wenn seine Filmpartnerin Julia Roberts zu ihm sagt: "Ich bin doch nur ein Mädchen, das vor einem Jungen steht und ihn bittet, es zu lieben," schmelzen wir auch rund 26 Jahre später jedes Mal wieder dahin. Doch während die meisten ihn als ewigen Gentleman sehen, hat sich Grants Leinwandpersona in den letzten Jahren gewandelt - vom einfühlsamen Liebhaber zum zwielichtigen Bösewicht.

Der Aufstieg zum Romcom-Helden

In den 1990er- und frühen 2000er-Jahren ist Hugh Grant das Gesicht der romantischen Komödie. Als Charles, der etwas unbeholfene, aber liebenswerte Hochzeitsgast in "Vier Hochzeiten und ein Todesfall", erlangt er internationale Anerkennung. Es ist die erste, aber nicht die letzte Zusammenarbeit mit Drehbuchautor Richard Curtis. Gemeinsam drehen sie "Notting Hill", in dem er als schüchterner Buchhändler Julia Roberts’ Filmstar-Figur für sich gewinnt.

Spätestens mit der Rolle des charismatischen, aber verantwortungslosen Daniel Cleaver in "Bridget Jones" wird er zur festen Größe im Romcom-Genre. All diese Filme prägen das Image des smarten, ironischen und dabei tiefgründigen britischen Gentlemans. Eine seiner vermutlich meistgestreamten Rollen ist die des Premierministers in "Tatsächlich… Liebe", die zu Weihnachten ein jährliches Must-see ist. "Diese Filme haben Tiefe, auch wenn man das nicht auf den ersten Blick erkennt. Sie handeln von Schmerz und der Art, wie man damit umgeht. Der Schmerz der unerwiderten Liebe, der Schmerz des Verlusts, der Schmerz, einen Bruder zu haben, der geistig behindert ist. Die Filme waren oftmals besser, als es dem Publikum damals klar war", so Grant über seine großen Leinwanderfolge.

Das könnte dich auch interessieren:

"Bridget Jones" richtig anschauen: Die chronologische Filmreihenfolge.

Hommage an "Tatsächlich... Liebe": Anspielungen des beliebten Weihnachts-Klassikers bei "In aller Freundschaft".

"Tatsächlich ... Liebe": Das machen die Darsteller heute!


Ein Imagewandel bahnt sich an

Doch nach Jahren in ähnlichen Rollen beginnt Hugh Grant, sich von seinem etablierten Image zu lösen. Erste Anzeichen einer neuen Richtung zeigen sich in "About a Boy" (2002), wo er als zynischer Playboy mit einer Vorliebe für Oberflächlichkeiten überzeugt. "Ich wollte übrigens auch nie der gute, romantische Kerl sein. Kein Schauspieler will das. Es macht viel mehr Spaß, der fiese Kerl zu sein", verriet Grant in einem Interview. Doch es dauert bis in die 2010er-Jahre, bis er der Romantik den Rücken kehrt.

Seinen ersten großen Schritt in Richtung dunklerer Rollen macht er in "Florence Foster Jenkins" (2016). Darin spielt er den zwielichtigen, aber dennoch charmanten Ehemann von Meryl Streeps schriller Titelfigur. Doch vor allem sein Auftritt in "Paddington 2" (2017) zeigt ihn von einer ganz neuen Seite und hat damals das Kino-Publikum überrascht: Als exzentrischer, narzisstischer Bösewicht Phoenix Buchanan beweist er, dass er weit mehr als nur der nette Romcom-Held sein kann. Und tatsächlich kommt seine neue Facette an: Grants komödiantisch-bösartiger Charakter wird von Kritikern gefeiert.


Vom Schurken zum Killer

Mit seiner Rolle in "The Gentlemen" (2019) als zwielichtiger Privatdetektiv Fletcher unterstreicht Hugh Grant seine Fähigkeit, sich in noch dunklere Gefilde zu begeben. Doch sein bislang radikalster Wandel kommt mit dem Horrorfilm "Heretic" (2024), in dem er einen eiskalten Serienkiller spielt. Getarnt als höflicher und interessierter älterer Herr öffnet er zwei Missionarinnen die Tür - und lässt die beiden nicht mehr aus seinem Horrorhaus entkommen. Damit schließt sich ein Kreis: Vom charmanten Verführer zum abgründigen Antagonisten: Hugh Grant hat bewiesen, dass er ein wahrer Charakter-Schauspieler ist und in jeder Rolle überzeugen kann.