Ab ins All
Ein neues Kapitel in der Raumfahrt: Warum Deutschland jetzt ein Raumfahrtministerium gründet
Aktualisiert:
von Annalena GraudenzAuf Mission im All: Deutschland will die Raumfahrt künftig in einem Ministerium verankern.
Bild: Adobe Stock / InfiniteFlow / wowinside
Deutschland soll ein eigenes Raumfahrtministerium bekommen – ein Signal für die wachsende strategische Bedeutung des Weltraums. Die künftige Bundesregierung will Forschung, Technologie und Raumfahrt stärker bündeln. Warum dieser Schritt jetzt kommt – und was er für Deutschlands Rolle im All bedeutet.
Ministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt geplant
Deutschland will hoch hinaus: Die kommende Schwarz-rote Koalition plant, aus dem bisherigen Bildungsministerium ein "Ministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt" zu machen und dieses in zwei Bereiche zu unterteilen. Als mögliche Ministerin für das Forschungsministerium ist CSU-Politikerin Dorothee Bär im Gespräch.
"Raumfahrt wirkt auf viele Menschen buchstäblich sehr weit weg, dabei ist sie zentral für unsere Sicherheit, den Schutz unseres Planeten und unser tägliches Leben", betont Dr. Anna Christmann, Koordinatorin der Bundesregierung für die Deutsche Luft- und Raumfahrt in einer Pressemitteilung des Bundeswirtschaftsministeriums.

"Mond-Ministerium" für Deutschland: Das sind die Ziele
Warum brauchen wir ein Raumfahrtministerium?
Schon im September 2023 hatte das Bundeskabinett eine neue Raumfahrtstrategie verabschiedet. Ziel: privatwirtschaftliche Initiativen fördern, Europa unabhängiger machen. Die Notwendigkeit dafür zeigte sich deutlich, als Europa im vergangenen Jahr zeitweise keinen eigenen Zugang zum All hatte, nachdem die Ariane-6-Rakete wegen technischer Probleme nicht starten konnte.
Zwar gelang der Ariane 6 Anfang März ein erfolgreicher Start. Sie brachte den französischen "CSO-3"-Spionage-Satellit ins All. Doch laut der Sicherheitsexpertin Antje Nötzold von der TU Chemnitz steckt Europa dennoch in einer "Launcherkrise". Im Vergleich zu Elon Musks SpaceX fehle eine klare Perspektive. "SpaceX hat mit seiner schieren Masse an Starts immer noch einen klaren Wettbewerbsvorteil. Und es gibt noch keine Perspektive, was nach der Ariane 6, die eine nicht wiederverwendbare Rakete ist, kommt“, sagte Nötzold der Tagesschau.
Auch aus der deutschen Wirtschaft kommen klare Worte. „Wir in Deutschland sind eigentlich Technologieführer. Wir haben drei Unternehmen, die wirklich an der Spitze in Europa stehen", sagt Christian Schmierer, Geschäftsführer und Mitgründer von HyImpulse, einem Luft- und Raumfahrt-Startup aus Baden-Württemberg. Doch andere Länder investieren weitaus stärker – und könnten Deutschland abhängen.
Neben der Technologieförderung hat Raumfahrt auch einen ganz praktischen Nutzen: Erdbeobachtungssatelliten helfen dabei, den Klimawandel zu analysieren und Naturkatastrophen frühzeitig zu erkennen. Und angesichts globaler Krisen wächst auch der sicherheitspolitische Stellenwert. Satellitentechnologie kann entscheidend für Landesverteidigung und Bündnisfähigkeit sein.
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Wie abhängig sind wir von den USA?
Ein Blick in die Ukraine zeigt, was im Ernstfall auf dem Spiel steht: Derzeit ist das kriegsgebeutelte Land auf Elon Musks Starlink-System und US-amerikanische Satellitenaufklärung angewiesen. Erst im März wurde der Ukraine der Zugang zu Satellitenbildern des US-Unternehmens Maxar verweigert – auch die US-Regierung schränkte temporär ihre Dienste ein.
Solche Abhängigkeiten zeigen, wie wichtig eigene Infrastruktur im All ist. Deutschland und Europa wollen deshalb verstärkt auf Autonomie setzen – und bündeln ihre Kräfte im neuen Raumfahrtministerium. Damit soll nicht nur Innovation gefördert, sondern auch geopolitische Resilienz gestärkt werden. Ein zentrales Projekt ist "IRIS2", die geplante EU-Alternative zu Starlink. Vor 2030 wird dieses System allerdings voraussichtlich nicht in Betrieb gehen.
Deutschland will zum Mond
Neben strategischen Zielen verfolgt Deutschland auch ein symbolträchtiges Vorhaben: eine eigene Mondmission. Im Rahmen eines internationalen Projekts soll ein deutscher Astronaut oder eine deutsche Astronautin mitfliegen. Die Mission soll vor allem junge Menschen für Raumfahrt begeistern und Deutschlands Position als Raumfahrtnation stärken.
Zwölf Deutsche waren bislang im All – Anfang April kam mit Rabea Rogge erstmals eine deutsche Frau hinzu.
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