Bundeswehr und Aufrüstung im Mittelpunkt
Großer Zoff bei "Hart aber fair": Ist Deutschland es wert, dafür sein Leben zu lassen?
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von Claudia FrickelBundeswehr-Influencer David Matei (links) und Podcaster Ole Nymoen (rechts) in hitziger Debatte um die Verteidigungspolitik Deutschlands.
Bild: ARD
Bundeswehr-Influencer David Matei hat geschworen, Deutschland zu verteidigen, während Podcaster Ole Nymoen nie für sein Land kämpfen würde: Bei "Hart aber fair" stritten zwei junge Männer um Krieg, Aufrüstung und die Truppe.
"Ich bin nicht bereit, mein Leben für dieses Land zu lassen." Das machte Ole Nymoen bei "Hart aber Fair" klar: "Am Ende des Tages ist jeder sich selbst der Nächste". Der 27-jährige Autor sieht sich von einer Forsa-Umfrage bestätigt: 60 Prozent der Deutschen würden nicht selbst zur Waffe greifen.
"Für mich ist Deutschland es wert, verteidigt zu werden", und "das habe ich auch geschworen", hielt Bundeswehr-Hauptmann David Matei bei "Hart aber fair" dagegen. Das Land sei eine "der erfolgreichsten Demokratien unserer Zeit". Nicht zuletzt sind für den 31-jährigen Soldat:innen die "größten Pazifisten", denn sie wollten auf "keinen Fall Krieg".
Jugendoffizier Matei ist ehemaliger Gebirgsjäger und TikTok-Influencer, der seinen 200.000 Follower:innen erklärt, wie die Bundeswehr funktioniert - aber auch mal zeigt, wie er seine Uniform bügelt.
Nymoen schrieb das Buch "Warum ich niemals für mein Land kämpfen würde. Gegen die Kriegstüchtigkeit. Er möchte darum "junge Leute davor warnen, zur Bundeswehr zu gehen", sagte er in der Debatte. In offiziellen Videos der Truppe werde "hochgradig verharmlost". Zuschauer:innen sei nicht klar, was passieren könne, sagt er mit Bezug auf den Ex-Soldaten Robert Müller. Der erzählte Moderator Louis Klamroth, wie es ihm mit seiner posttraumatischen Belastungsstörung nach einem Afghanistan-Einsatz geht.
Milliarden für die Bundeswehr: Worum geht es dabei eigentlich?
Das geplante Sondervermögen von CDU/CSU und SPD soll 500 Milliarden Euro umfassen. Ein zentraler Punkt darin sind die unbegrenzten Verteidigungsausgaben, die darin vorgesehen sind.
Unter anderem bedeutet das, dass die Bundeswehr künftig mit nahezu unerschöpflichen Geldern aufgerüstet werden kann. Nötig ist das nach Meinung der Befürworter:innen, weil die USA unter Donald Trump unberechenbar geworden sind und die Ukraine im Krieg alleine lassen - und ebenso Europa.
Gleichzeitig bleibt Putins aggressives Vorgehen eine Bedrohung, etwa für die baltischen Staaten. Das Finanzpaket und seine Details sind aber umstritten, etwa bei der nuklearen Abschreckung.
Ist nukleare Abschreckung nötig, oder müssen wir Atomwaffen ächten?
Muss sich Europa mit einem Nuklearschirm vor Angriffen schützen, oder ist das ein Rückschritt? Darüber stritten zwei andere Teilnehmer:innen der "Hart aber fair"-Runde.
"Nukleare Abschreckung ist etwas Schlimmes, aber sie ist nötig", fand CDU-Politiker Roderich Kiesewetter. "Sie schafft seit 70 Jahren Frieden", schob der Oberst a.D. hinterher.
Journalistin und Publizistin Bascha Mika sah das ganz anders: "Wir müssen Atomwaffen ächten, damit sie aus der Welt verschwinden." Viele Jahre seien wir auf dem richtigen Weg gewesen - hin zur Abrüstung. Atomwaffen und ihre Aufrüstung könnten dagegen "die ganze Welt implodieren lassen".
Mehr Diplomatie forderten beide. Kiesewetter mahnte, dass Europa auf die "Stärke des Rechts" setzen müsse - im Gegensatz zum "Recht des Stärkeren", das nicht gewinnen dürfe. "Wenn wir uns da nicht stark machen, frisst sich das Kriegsgeschwür weiter."
"Hart aber fair": Polit-Talk mit echtem Schlagabtausch
Ein aktuelles und umstrittenes Thema aus Politik, Wirtschaft oder Gesellschaft steht immer im Mittelpunkt von "Hart aber fair". 75 Minuten lang diskutiert Louis Klamroth live mit seinen Gästen. Einspieler erklären, worum es geht und liefern Hintergründe. Zu Wort kommen in der Polit-Talkshow immer auch Bürger:innen oder Betroffene.
Dabei kommt es nicht selten zwischen den Gästen zu hitzigen Diskussionen und Wortgefechten. Überzeuge dich selbst. Bei uns kannst du live zusehen, montags um 21 Uhr: