Von genial zu lächerlich
"Jumping the Shark": Diese Langzeit-Serien sorgten mit fragwürdigen Wendungen für Kopfschütteln
Aktualisiert:
von Jannah FischerWas steckt hinter dem Begriff aus der Filmbranche?
Bild: Tracto_stock.adobe.com; picture-alliance / Entertainment Pictures | Warner Bros. Television; picture alliance / Mary Evans Picture Library | -; picture-alliance / Mary Evans Picture Library | -
Das Gute an einer langjährigen Serie: Man hat Zeit, die Figuren aufzubauen und Plotlines auszuloten. Das Schlechte an einer langjährigen Serie: Irgendwie muss sie die Zuschauer:innen bei Laune halten und spannend bleiben. Und genau hier failen manche Serien so richtig ...
Woher kommt der Begriff "Jumping the shark"
Wenn eine Serie von gut auf absurd fällt, nennt man das im Branchensprech "jumping the shark" - also "über den Hai springen". Witzigerweise ist das wörtlich gemeint und bezieht sich auf eine Folge in der in den USA erfolgreichen und elf Staffeln laufenden Serie "Happy Days". Die Serie spielt in den 1950er Jahren in US-Bundesstaat Milwaukee und begleitet eine Gruppe Teenager und ihre alltäglichen Probleme.
Wie jede langjährige Serie stand auch "Happy Days" vor dem Dilemma, die Zuschauer:innen Folge für Folge zum Einschalten zu bekommen. Und irgendwann sind gefühlt alle Teenie-Probleme in jeder Form abgefrühstückt - also muss man kreativ werden. Vielleicht wurden die Autoren etwas zu kreativ, denn in der dritten Folge der fünften Staffel ließen sie die Figur Fonzie mit Wasserski über einen Hai springen - und die Zuschauenden schalteten - wenn nicht wörtlich, dann zumindest mental - ab. Viel zu unrealistisch und übertrieben.
Serien, die plötzlich schlecht wurden
"Jumping the shark" wurde zur Floskel für Serien, die den Plot aus den Augen verloren haben. Was nicht bedeutet, dass eine Serie damit unwiderruflich gegen die Wand gefahren wird, wenn es einen Hai-Moment gibt - "Happy Days" lief allein noch sechs weitere Staffeln. Doch im Allgemeinen bezeichnet es eine Wende in der - wenn auch nur temporär - absteigenden Qualität einer Langzeit-Serie. Die folgenden fünf Serien hatten alle auch ihren Hüpfer über den Hai.
"Supernatural"
Für viele Fans gilt: Die ersten fünf Staffeln "Supernatural" sind Fernsehgold. Doch eigentlich die ganze sechste Staffel fällt unter den "jumping the shark"-Moment. Den Fans fehlt es an einer richtigen Geschichte - Achtung, Spoiler! - und interessante Aspekte wie Sams verlorene Seele werden viel zu schnell gelöst. Er bekommt sie ohne viel Anstrengung zurück. Auch die Bösewichte sind entweder nichtssagend schnell ausgemerzt oder deren Aufbau in den vorherigen Staffeln macht plötzlich keinen Sinn mehr.
Doch die Serie ist nicht "unschaubar" geworden - nur die goldenen Zeiten der fünf ersten Staffeln, so der Fan-Konsens, erreichte sie nie wieder zurück. Trotz des kleinen Abfalles in der Plot-Qualität lief die Show insgesamt 15 Staffeln erfolgreich - denn Dean (Jensen Ackles) und Sam (Jared Padalecki) sind einfach ein Dreamteam, denen man auch verrückte Storylines verzeiht.
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"Scrubs"
Staffel neun. Mehr muss eigentlich niemand dazu sagen, vorausgesetzt man hat alle Staffeln der Arzt-Comedy geschaut. Für acht Staffeln verfolgte man das Leben des chaotischen, aber herzlichen J.D. (Zach Braff), wie er sich vom naiven Jungarzt zum selbstbewussten Oberarzt hocharbeitet und dabei seine diversen Freundschaften und die Liebe navigiert.
Es gibt echt viele tolle Momente in der Show und Highlight-Folgen. Auch das Finale der achten Staffel ist super gemacht, es werden offene Geschichten auserzählt und alle bekommen ein zufriedenstellendes Ende.
Und dann kommt Staffel neun - neues Setting, nur noch drei der sieben Hauptdarsteller sind dabei und sonst muss man sich mit einem ganz neuen Cast anfreunde, in der aber jede Figur leider wie eine schlecht abgepauste Version aus dem Originalcast wirkt.
"Pastewka"
Die Comedy-Serie, in der sich Komiker Bastian Pastewka in einer fiktiven, überspitzten Version selbst spielt, konnte uns acht Staffeln lang zum cringen und lachen bringen. Doch ausgerechnet Bastian Pastewka selbst findet, dass es bereits in der siebten Folge der ersten Staffel einen "Jump the shark"-Moment gab!
Das sagte er zumindest in einem Interview mit dem rnd: "Wer weiß; theoretisch könnte uns so ein Moment ja schon in der ersten Staffel passiert sein, als Bastian in einer Flughafentoilette am Urinal vom Nebenmann bezichtigt wird, ihm auf den Penis geguckt zu haben, dabei war Bastian nur gedankenverloren." Was denkst du, war das für dich auch ein solcher Moment oder ist Bastian in deinen Augen zu kritisch mit der Szene?
Bist du Bastians Meinung?
"Dexter"
Achtung, Spoiler! "Dexter" hat eine große Fanbase, die den fragwürdigen Abenteuern des Serienkillers für acht Staffeln folgten (Spin-offs und Prequels mal ausgeschlossen). Doch der große Konsens unter den "Dexter"-Heads: Alles nach dem Trinity Killer verliert in Sachen Reality Check. Die Plots werden immer absurder - da durch den Tod von Rita Dexter ein moralischer Kompass fehlt bzw. überhaupt der Need, sich als "normaler Mensch" zu tarnen.
Stattdessen wird er zum Super-Serienkiller, der seinen Sohn eigentlich so gut wie nie sieht - langweilig. Und als sich dann seine Schwester in ihn verliebt und besagte Schwester aka die Chefin der Mordkommission herausfindet, dass er ein Serienkiller ist und nichts unternimmt … ja, spätestens da ist die Show über den Shark gesprungen.
"Friends"
Chandler und Monica, Phoebe und Mike und Joey und Rachel. Wait, what? Ja, dieses Paar hatten die "Friends"-Fans sicher nicht auf dem Schirm - denn es hat überhaupt keinen Sinn ergeben und gilt deshalb allgemein als der "Jump-the-Shark"-Moment der erfolgreichen Sitcom. Die Liebesbeziehung beginnt in der achten Staffel - einseitig! Joey verknallt sich in Rachel, aber lebt seine Gefühle nicht aus. Denn wenn es ein Charakterattribut gibt, an das sich Joey für acht Staffeln eisern hält: Seine Freundschaften sind das Wichtigste in seinem Leben.
So sah das auch Joey-Darsteller Matt LeBlanc "Am Anfang wollte Matt diese Geschichte nicht machen", sagte Executive Producer Kevin S. Bright in einem Interview mit "Digital Spy" und ergänzt: "Er war sehr entschieden dagegen und sagte, dass er Ross’ Freund ist und dass ein Freund wie Joey niemals die Freundin eines anderen nehmen würde." Doch diesen wichtigen Charakterzug schmeißt er urplötzlich in der zehnten (und letzten) Staffel über Bord und Joey und Rachel werden ein Paar (und Ross flippt natürlich aus). Zum Glück fizzelt die Beziehung relativ schnell aus, weil die beiden besser als Freunde funktionieren.