Hollywoods Good Boy
Zwanzig Jahre nach "Der Pianist": Gewinnt Adrien Brody mit "Der Brutalist" seinen zweiten Oscar?
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von Sabine RodenbäckAdrien Brody wurde für seine berührende "Der Brutalist"-Performance als ukrainischer Einwanderer László Tóth für einen Oscar als bester Hauptdarsteller nominiert.
Bild: picture alliance / Everett Collection | Courtesy Everett Collection
Er kann Blockbuster und Arthouse. Jetzt ist Adrien Brody mit "Der Brutalist" für den Oscar als bester Schauspieler nominiert. "Eine Rolle, für die jeder Schauspieler sterben würde", sagt er. Höchste Zeit für ein Shoutout an eines der größten Talente Hollywoods.
"Manolete" mit Adrien Brody und Penélope Cruz
Adrien Brody: Ein unterschätzter Schauspieler
Adrien Brody ist ein Feingeist. Der 51-Jährige spielt sensible Charakterrollen, und obwohl er schon mit 29 seinen ersten Oscar für "Der Pianist" gewonnen hat, gehört er nicht zur typischen A-Liga Hollywoods. George Clooney, Brad Pitt, Leonardo DiCaprio - das sind die Beaus der Branche. Brodys Gesicht stamme aus einer anderen Ära, so Scarlett Johansson. Auch ein zweiter Oscar in diesem Jahr würde am Status des Exoten nichts ändern, denn Brody ist speziell.
Seine Rollen haben Tiefgang: "Der Pianist" und "Der Brutalist" thematisieren den Holocaust, die jüdische Abstammung des New Yorker Schauspielers macht seine Darstellung noch ergreifender. Im Drama "Der Brutalist" spielt er den Architekten Lászlo Tóth, der das Konzentrationslager überlebt und in die USA auswandert. Als ein Millionär mit einem Auftrag an ihn herantritt, verändert sich das Leben des verarmten Einwanderers. Eine berührende Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht - und Adrien Brody größte Chancen auf seinen zweiten Oscar beschert. Den Golden Globe hat er bereits gewonnen.
Adrien Brodys positive Video-Nachrichten auf Instagram
Versucht man Adrien Brody zu charakterisieren, fällt vor allem seine Attitüde auf. Star-Allüren kennt er nicht. Berühmt? Das sind doch die anderen. Und so erzählt er in Interviews die Anekdote, wie eine Maskenbildnerin ihm kürzlich die Nase wegschminken wollte. Oder wie sein Instagram "explodierte", als Kim Kardashian seinen Account @adrienbrody vertaggte, aber eigentlich den Kollegen Adam Brody meinte.
Social Media nutzt Adrien, um seinen Fans ein Update aus seinem Leben zu geben. "Immer lächeln", "Das Leben ist schön", "Peace" - seine Messages machen klar: Brody ist ein Mann, der reflektiert, Dankbarkeit spürt und etwas zurückgeben will. So postet er Teebeutel-Weisheiten, Videos mit Katze, Hunde, Pony und Maus, erwähnt brav seine Eltern und meldet sich regelmäßig von Spaziergängen. Brody scheint nicht nur in seinen Filmen auf Sinnsuche. Gerade unterstützt er eine Einrichtung, die Betroffenen nach den Bränden in Hollywood hilft und verletzte Tiere aufnimmt.
MeToo-Debatte um Adrien Brody
Selten hört man auch Kritik. Seine Verbundenheit zu "Der Pianist"-Regisseur Polanski kratzt an Adrien Brodys Image, als er eine Petition unterschreibt, die fordert, Polanski nach seiner Verhaftung in der Schweiz wegen Vergewaltigung einer 13-Jährigen wieder freizulassen.
Als Brody 2003 nach seinem Oscar-Sieg Laudatorin Halle Berry ungefragt sekundenlang auf den Mund küsst, wird die Szene Jahre später im Sinne der MeToo-Bewegung neu interpretiert. Allerdings ohne öffentliche Anklage Berrys, die lediglich in einer Talkshow zugab, vollkommen überrumpelt gewesen zu sein. Brody selbst bezeichnete den Kuss als spontan, im Glücksrausch geschehen. In einem Interview mit "Variety" schiebt er 2025 nach: "Nichts, was ich jemals tue oder getan habe oder getan hätte, geschieht jemals mit der Absicht, dass sich jemand schlecht fühlt." Halles Instagram-Kommentar nach seinem Golden-Globe-Gewinn 2025 klingt ebenfalls versöhnlich: "Gratuliere, mein Freund, du bist wirklich einzigartig."
Seit 2020 ist Brody mit Georgina Chapman zusammen, der Ex-Frau von Filmproduzenten Harvey Weinstein, der wegen Belästigung, sexueller Übergriffe und Vergewaltigung zahlreicher Schauspielerinnen angeklagt wurde. Der Skandal brachte die MeToo-Debatte 2017 ins Rollen. Gemeinsam mit der Modedesignerin lebt der Schauspieler auf einem Anwesen im US-Bundesstaat New York. Seine Liebeserklärung an Georgina bei den Golden Globes rührte ganz Hollywood: "Deine Großzügigkeit, innere Stärke und immense Kreativität sind für mich eine tägliche Erinnerung daran, wie man sein sollte."
Filme mit Adrien Brody auf Joyn streamen: "Manolete" und "Das Halsband der Königin"
Manuel Rodriguez Sanchez (Adrien Brody), genannt "Manolete", ist der legendärste Stierkämpfer Spaniens. Er verliebt sich in die schöne Schauspielerin Antoñita "Lupe" Sino (Penélope Cruz), doch die Beziehung ist kompliziert. Was Brody am Film faszinierte, war nicht nur die kraftvolle Liebesgeschichte, sondern vor allem die Faszination seiner Figur für den Tod.
"Manolete" mit Adrien Brody und Penélope Cruz
Im Historiendrama "Das Halsband der Königin" wagt sich Adrien Brody als Kardinal de Rohan in die schillernde Welt des französischen Adels im 18. Jahrhunderts. In den Kritiken hochgelobt: Sein fein nuanciertes Spiel, das die Mischung aus Eitelkeit und Verzweiflung des Klerikers durch die Intrige Jeanne de la Motte-Valois’ (Hilary Swank) in den Mittelpunkt stellt.