Ein Multitalent
Nadja Uhl: Die vielseitige Karriere des "Die Jägerin"-Stars
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von teleschauKaum jemand ist so vielseitig: Nadja Uhl kann wirklich alles spielen - und wirkt dabei wie die Bescheidenheit in Person. Was ist ihr Geheimnis?
Bild: ZDF/Christoph Assmann
Sie verkörperte RAF-Terroristinnen, Entführungsopfer und überzeugt aktuell als taffe Staatsanwältin in der ZDF-Krimireihe "Die Jägerin" (Montag, 3. Februar, 20:15 Uhr, ZDF). Doch wer steckt wirklich hinter Nadja Uhl, einer der besten Schauspielerinnen Deutschlands?
Kaum eine deutsche Schauspielerin scheint so wandlungsfähig wie Nadja Uhl (52), die als eine der Großen ihrer Generation in den vergangenen Jahren zahlreiche Nominierungen und Preise einheimste. Wer ist diese Frau, die sich trotz ihres Talents und Erfolgs nie ins Rampenlicht drängte?
1972 in Stralsund geboren
Nadja Uhl wird 1972 in Stralsund geboren und wächst in einem kleinen Dorf auf. Ihre Kindheit in der DDR beschrieb sie einmal als "toll, geerdet und warmherzig". Sie schwelge gern in Erinnerungen und zehre von ihnen. "Ich habe zum Beispiel wirklich sehr gern in den 80ern gelebt", erzählt sie gegenüber der "teleschau".
An der Schauspielschule in Leipzig lernt sie, was sie bis heute prägt. "Grundsätzlich versuche ich seit 30 Jahren die Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit menschlicher Existenz in allem zu reflektieren, was ich künstlerisch betrachte", sagt sie gegenüber dem ZDF.
Mit Volker Schlöndorffs "Die Stille nach dem Schuss" gelingt ihr im Jahr 2000 der Durchbruch, sie erhält dafür den Silbernen Bären bei der Berlinale. 25 Jahre ist das her - und seither bestimmt Vielseitigkeit ihre Karriere: Ob Kriegerwitwe, melancholische Altenpflegerin oder liebevolle Mutter - Nadja Uhl spielt ihre Figuren mit beeindruckender Tiefe.
Nadja Uhl: "Auch Heldinnen dürfen ambivalent sein"
Klug und actionreich, unterhaltsam und nachdenklich, witzig und traurig: Ihre Filme und Figuren spiegeln die Widersprüche des Lebens. "Auch Heldinnen dürfen ambivalent sein", drückt es Uhl im ZDF-Interview mit Blick auf "Die Jägerin" aus.
Ihre Staatsanwältin Judith Schrader, die diesmal in den eigenen Reihen ermittelt, sei "sich treu geblieben und ruht in sich selbst", ordnet Uhl die Rolle gegenüber dem ZDF ein und könnte dabei auch von sich selbst sprechen. Dass Schrader dabei manchmal übers Ziel hinausschießt, weiß sie zu schätzen: "Ich mag diese filmischen Grenzüberschreitungen der Figur sehr" - niemanden interessiere "akkurates Verhalten, brav nach Vorschrift".
"Karriere wärmt am Ende des Lebens nicht, wenn man einsam ist"
Privat lebt Nadja Uhl ebenfalls ein wenig anders, in einem selbst renovierten Mehrgenerationenhaus in Potsdam mit ihrem Partner und ihren zwei Töchtern. Trotz ihres Erfolgs bleibt sie geerdet, wie sie im Interview mit der "teleschau" deutlich macht: "Kein Film war mir so wichtig, dass ich gefehlt habe, wenn es darum ging, wichtige Familienprobleme zu lösen oder bei Krankheiten da zu sein. Das ist mir die Arbeit nicht wert." Als Frau und Mutter habe sie "selten Kompromisse gemacht".
Wie der herausfordernde Alltag zwischen Familie und Drehs aussehe, beschrieb Uhl gewohnt offenherzig gegenüber der "teleschau": "Wenn ich zu Hause bin, bin ich Vollzeit für alles zuständig. Im Gegensatz zu all der künstlerischen Freiheit und der abenteuerlichen Weltoffenheit, die man sonst lebt, ist bei uns im Alltag alles sehr genau geregelt, organisiert und strukturiert. Sonst würde das System zusammenbrechen." Ihr Lebensgefährte, der sie auch managt, übernehme hingegen alle Aufgaben, wenn sie drehe.
Sie selbst sieht sich als "mütterliche Mutter": "autoritär, aber locker." Nadja Uhl: "Ich versuche nicht, die Freundin meiner Kinder zu sein."
Klare Worte zu großen Themen
Diese Bodenständigkeit spiegelt sich auch in ihrer Philosophie: "Karriere wärmt am Ende des Lebens nicht, wenn man einsam ist", lautet so eine Weisheit. Oder: "Genieße jeden Tag, genieße dein Leben. Und überlege dir, ob du Hass oder Liebe verbreitest", wie sie gegenüber "teleschau" sagt.
Nadja Uhl steht für Schauspiel, das Fragen stellt, statt einfache Antworten zu geben. Sie vermeidet platte Definitionen von Gut und Böse und fordert zum Mitdenken auf: "Es geht um Motive, nicht um Wertung. Die darf und soll der Zuschauer treffen. Das aktuelle gesellschaftspolitische Bedürfnis nach zweifelsfreier Eindeutigkeit steht dem natürlich vollkommen unkünstlerisch konträr gegenüber", erklärt Uhl dem ZDF, die zu den großen Themen stets klare Worte findet.
Das zeigt sich auch in ihren letzten Filmen: In Simon Verhoevens "Alter weißer Mann" wagte sie sich ebenso an ein politisch heikles Thema wie im aktuellen Teil ihrer "Jägerin", der unter dem Titel "Gegen die Wut" von rechtsextremen Polizisten und türkischen Nationalisten handelt.