"Sechs Kilo abgenommen"

"Lillys Verschwinden" im ZDF: So hart waren die Dreharbeiten für Jessica Schwarz

Aktualisiert:

von Anna-Maria Hock
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Anna Bischoff (Jessica Schwarz) hat einen schlimmen Verdacht. Wer steckt hinter dem Verschwinden ihrer Tochter?

Bild: ZDF und Pep Bonet


Im Film "Lillys Verschwinden" erlebt Anna (Jessica Schwarz) den Albtraum aller Eltern: Während eines Urlaubs auf der Insel Mallorca verschwindet ihre Tochter Lilly spurlos. Im Joyn-Interview gesteht die Schauspielerin, dass die Zeit am Set für sie nicht leicht war.


"Lillys Verschwinden" im ZDF-Livestream auf Joyn ansehen:


Eigentlich wollen Anna Bischoff (Jessica Schwarz) und Robert (Heino Ferch) nur mit ihrer Familie und guten Freundin Johanna (Natalia Wörner) einen entspannten Urlaub auf Mallorca genießen. Wenn die Kinder abends schlafen, sitzen die Erwachsenen gerne in der Tapasbar, von der sie die Ferienwohnung direkt im Blick haben. Doch eines Abends passiert das wohl Schrecklichste, was sich Eltern vorstellen können: Tochter Anna und Roberts Tochter Lilly verschwindet aus der Ferienwohnung. Im exklusiven Joyn-Interview gewährt Jessica Schwarz einen Blick hinter die Kulissen.

Wie tickt Anna Bischoff in "Lillys Verschwinden"?

Für "Lillys Verschwinden" schlüpfst du in die Rolle der Mutter Anna. Wie würdest du ihren Charakter beschreiben? 

Jessica Schwarz: Anna ist eine liebende Mutter und Ehefrau. Sie ist in ihrer Partnerschaft an einen Punkt geraten, der etwas schwieriger geworden ist. Das wird auch im Film erzählt.

Trotz der Ehekrise reist die Familie gemeinsam nach Mallorca. Warum?

Jessica Schwarz: Die Familie nutzt den Urlaub auf Mallorca, um dem Alltag zu entfliehen und dafür, dass die Eltern sich wieder ein bisschen näherkommen. Das kennt man aus dem eigenen Leben. Man möchte einfach gerne mal raus, den Alltag vergessen und eine schöne Zeit haben.

Doch im Urlaub passiert das größte Horrorszenario, dass sich Eltern nur vorstellen können: Das Kind verschwindet.

Ein Kind verschwindet: Jessica Schwarz kennt diese Angst

Hast du selbst oder jemand aus deinem Umfeld schon einmal Erfahrungen mit dem Verschwinden eines Kindes machen müssen?

Jessica Schwarz: Mir ist es selber, als Tante auch schon passiert, dass ich meinen Neffen auf einem Jahrmarkt, dem Bienenmarkt, in meiner Heimatstadt Michelstadt verloren habe. Er ist wieder aufgetaucht, aber es hat eine ganze Weile gedauert. Dieser Moment, als er verschwunden ist, das prägt einen. Das war für mich auch ausschlaggebend, dieser Rolle der Anna so zugetan zu sein und zu sagen, ich möchte das gerne spielen. Ich kenne dieses Gefühl, diese Hilflosigkeit, diese Urangst, wenn so etwas passiert.

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Das muss sehr schlimm gewesen sein. Ist dein Neffe denn wieder aufgetaucht?

Jessica Schwarz: Wir haben meinen Neffen dann wieder gefunden, tatsächlich fast an der gleichen Stelle hinterm Karussell. Dort hat er einen Ruhepunkt gesucht, weil es ihm zu laut und zu viel wurde. Aber in dieser Zeit, in der man ihn gesucht hat, konnte man nicht klar denken. Alle diese Horrorszenarien, die man kennt, geisterten einem durch den Kopf.

Im Film "Lillys Verschwinden" passiert das auf dieser Urlaubsinsel Mallorca. Es ist ein fremdes Land für die Familie. Sie sind also einer fremden Sprache ausgeliefert. Einer Polizei, die man nicht kennt, wo man nicht weiß: Wie wird da gearbeitet? Man wird dazu angehalten, zu sagen, beruhigen Sie sich, warten Sie zu Hause. Aber man denkt sich: Wie soll ich denn zu Hause warten? Mein Kind ist weg, ich muss doch etwas unternehmen.

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Robert (Heino Ferch) und Anna Bischoff (Jessica Schwarz) suchen mit allen Mitteln nach ihrer Tochter.

Bild: ZDF und Pep Bonet


Der Fall Maddie McCann diente als Inspiration

Der Fall weist einige Parallelen zum Fall Maddie McCann auf. Wurde dies bewusst so gewählt?

Jessica Schwarz: Es gibt viele Fälle, die ähnlich sind. Natürlich der berühmteste Fall von Maddie McCann, der auch als Inspiration dient, aber auch Fälle wie der von Rebecca Reusch oder der Fall Jakob, der Fall Manuel. Oftmals findet die Tat auch innerhalb der Familie statt. Man rückt also vielleicht auch selbst ins Visier. Und dann sind da natürlich noch die Medien, die sich einklinken.

Unserem Regisseur Thomas Berger ist tatsächlich etwas Ähnliches wie mir mit meinem Neffen passiert.

Oh nein, das ist schrecklich. Was ist passiert?

Jessica Schwarz: Seine Tochter ist auf dem größten Marktplatz in Palma auf einem Weihnachtsmarkt verloren gegangen. Er hat genau diese Urangst verspürt, von der ich vorhin erzählt habe. Das war der Ausgangspunkt. Daraufhin hat er sich intensiv mit vielen Fällen in Deutschland auseinandergesetzt. Der Film ist aber auch inspiriert von bekannten Vermisstenfällen im Ausland, wie dem von Maddie. Daran fand er interessant, dass man nicht in der Heimat ist, denn das bringt unglaublich große Schwierigkeiten mit sich, gerade was die Sprache und die Kultur angeht.

Während der Dreharbeiten nahm Jessica Schwarz 6 Kilogramm ab

Fiel es dir schwer oder leicht, den Film zu drehen? Das Thema bringt einen ja schon sehr zum Nachdenken.

Jessica Schwarz: Wenn man in der Thematik einmal drin ist, ist man wie in einem Tunnel. Da kann man sich kaum mehr auf etwas anderes konzentrieren. Klar tut man auch andere Dinge, man geht beispielsweise am Wochenende mal im Meer baden. Auch meine Ziehtochter und mein Mann kamen mal vorbei. Aber man merkt, dass man schon sehr in der Thematik drin ist.

Fiel es dir also schwer abzuschalten?

Jessica Schwarz: Nach den Dreharbeiten geht man abends nach Hause, hat aber gar nicht mehr große Kraft, noch anstrengende Dinge zu tun. Mental gingen mir die Dreharbeiten sehr an die Substanz. Physisch und Psychisch. Ich habe sechs Kilogramm abgenommen in der Zeit.

Das glaube ich sofort. Das Thema lässt einen sicher nicht so schnell los. Konntest du das Kapitel mittlerweile für dich abschließen?

Jessica Schwarz: Der Film hat mich nachhaltig noch sehr berührt und bewegt. Ich habe ein wenig Zeit gebraucht, um ihn wieder loslassen zu können. Aber natürlich ist man als Schauspielerin unglaublich dankbar, so eine Rolle spielen zu dürfen.

Mit Heino Ferch und Natalia Wörner hat Jessica Schwarz zuvor noch nie gedreht

Für "Lillys Verschwinden" hast du eng mit Heino Ferch, Natalia Wörner, Petra Schmidt-Schaller und Co. zusammengearbeitet. Wie lief die Zusammenarbeit mit dem restlichen Cast?

Jessica Schwarz: Es war ganz toll. Es war ein großartiger Cast. Petra Schmidt-Schaller war dabei, die ich wahnsinnig schätze. Felix Klare war dabei. Mona Pirzad, die die Kommissarin spielt, habe ich neu kennengelernt. Mit ihr habe ich privat viel zu tun - auch jetzt noch. Aber auch mit Petra und Felix, mit denen man sich abends mal austauscht. Und mit Heino Ferch und Natalia Wörner, mit denen ich noch nie zuvor gedreht hatte.

Du standest zum ersten Mal mit den beiden gemeinsam vor der Kamera. Wie war das für dich?

Jessica Schwarz: Die beiden haben schon so viel gespielt, und ich weiß deren Erfahrung wirklich zu schätzen. Natalia, die sich privat sehr für Soziales einsetzt, hat sich mit dem Thema stark auseinandergesetzt. Heino aber auch. Er meinte, die Rolle ist für ihn so wichtig, weil sie so emotional ist. Es ist interessant zu sehen, wie sich jeder an das Thema herangearbeitet hat. Aber Heino und ich haben hin und wieder auch gegensätzlich gedacht, das fand ich toll.

Inwiefern gegensätzlich?

Jessica Schwarz: Da gab es Diskussionen, die dieses Ehepaar, das wir beide spielen, auch braucht. Das war großartig. Vielleicht eben deshalb konnten wir mit so einer großen Wärme und Bewunderung drehen.

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In "Lillys Verschwinden" spielen Heino Ferch und Jessica Schwarz das Ehepaar Robert und Anna Bischoff.

Bild: ZDF und Pep Bonet


Jessica Schwarz verrät: Welche Ziele hat sie noch?

Du hast bereits an zahlreichen TV- und Filmproduktionen mitgewirkt: Welche Projekte warten in Zukunft auf dich?

Jessica Schwarz: Das ist das Schöne an dem Beruf, dass man eigentlich nichts erwartet und auf einmal kommt ein Anruf mit dem nächsten Angebot. Das hatte ich erst am Freitag. Ich habe das ganze Wochenende das Drehbuch gelesen und im März starten die Dreharbeiten bereits. Ich freue mich sehr auf dieses Projekt!

Ich liebe es, dass dieser Beruf ständig Überraschungen mit sich bringt. Ganz oft kommen die Projekte zu einem  wie bei "The Masked Singer", solche Dinge mache ich ja auch.

Ich komme selbst aus der Entertainment-Branche, ich war Moderatorin bei Viva. Und ich finde es ganz schön, auch bei Formaten wie "The Masked Singer" mitzumachen. Vor der Teilnahme dachte ich mir: Ich singe gerne, ich probiere das einfach mal aus.

Und gibt es etwas, was du unbedingt noch drehen wollen würdest?

Jessica Schwarz: Was ich aber richtig gerne noch machen würde, wäre ein Martial-Arts-Film, für den ich mehrere Monate in ein Bootcamp muss, um meinen Körper zu stählern. Das würde ich gerne mal machen.